Logos zu verkaufen – alles muß raus

Logobörsen im Internet – ich muß ehrlich zugeben, dass dies ein heikles Thema für professionell arbeitende Designer ist. Es herrscht bei vielen ungläubige Empörung über die massenhafte Verschleuderung von mehr oder weniger kreativen „Logos“ (wenn man die überhaupt so nennen möchte) und die damit einhergehende Abwertung des Designberufs.

Ich habe als Diplomdesignerin 4 Jahre Design an der FH studiert, mit Fächern wie z. B. Semiotik, 2D- und 3D-Zeichnen, Aktzeichnen, Fotografie, Kunstgeschichte, Typografie, Computerlehre etc. Danach habe ich Agenturerfahrung gesammelt, auch im Ausland und bin nun seit über 15 Jahren selbstständig, habe also mittlerweile eine Menge Berufs- und auch kreative Erfahrung.

Für einen Grafiker mit dieser Expertise wäre ein Stundenlohn zwischen 60 und 100 Euro durchaus gerechtfertigt. Wie soll der nun aber mit Sergej in Moskau oder Horst in Künzelsau konkurrieren, die ihre Fließbandlogos für € 99 im Internet verkaufen?

Wenn Grafikdesign ein Handwerk an der Grenze zur Kunst ist, dann liegt Logodesign genau auf der Grenzmarkierung. Ein gutes Logo ist wie ein maßgeschneiderter Anzug – es ist individuell genau auf das Serviceangebot des Auftraggebers, Firma oder Unternehmen angepasst, geht im Detail auf dessen Eigenheiten und Anforderungen ein, unterstreicht dessen USPs und … es ist unverwechselbar. Wenn Sie einen guten Designer mit der Logogestaltung für Ihr Unternehmen beauftragen, dann bedeutet das, dass dessen gesamte Kreativität und gestalterisches Können Ihren Themenbereich untersuchen werden. Der Designer übersetzt Ihr Briefing und das von ihm gesammelte Wissen über Ihr Sachgebiet mithilfe seiner Handwerkskunst in effektive Bildsprache.

Ein Logo hat so viele wichtige Funktionen – es ist sozusagen das Flaggschiff Ihres gesamten medialen Auftritts. Es beantwortet für Ihren Markt auf einen Blick wichtige Fragen mithilfe von Farbigkeit, Typografie, Layout etc. und sendet dabei auch gleichzeitig die Positionierung mit, bei z. B. Zielgruppe, Branche, Unternehmensgröße, Individualität uvm.

Ich bin mir sicher, dass sich die meisten Menschen nicht bewusst machen, welchen Stellenwert ein Logo als Asset einer Firma oder eines Unternehmens hat. Anders kann ich mir nicht erklären, warum ein ansonsten vernünftiger und professioneller Unternehmer es überhaupt in Betracht zieht, sein Logo zum Dumpingpreis im Internet zu kaufen. Das wäre, als würde man als begeisterter Jogger seine Laufschuhe im Aldi kaufen (nichts gegen Aldi).

Ein individuell angefertigtes und fachlich gutes Logo sollte eine akzeptierte Investition für Unternehmer sein, genau wie z. B. ein guter PC oder Laptop oder der Firmenwagen. Ich wundere mich über Handwerker, die ohne mit der Wimper zu zucken Firmenvans kaufen, deren Kaufpreise im fünfstelligen Bereich liegen, diese aber dann mit einem Logo bekleben, das offensichtlich Nachbar’s Neffe mit Clip Art zusammengebastelt hat.

Der Beruf des Grafikdesigners basiert auf Kreativität, Können, Fachwissen und Erfahrung. Es reicht nicht, ein wenig auf dem heimischen PC rumzuspielen und dabei schöne Bildchen zu produzieren, oder Logos von anderen Designern leicht verändert nachbauen zu können.

Glücklicherweise gibt es jedoch immer mehr aufgeklärte Unternehmer/innen (besonders auch Existenzgründer/innen), die ganz klar für sich erkennen, welchen großen geschäftlichen Vorteil ein fachmännisch und individuell gestaltetes Logo bringt. Und für die sich diese einmalige finanzielle Investition dann auch erkennbar rentieren wird.

Übrigens, professionell arbeitende Designer nennen diejenigen, die sich und ihre Arbeit für wenig Geld im Internet verschleudern „Designhuren“. Kein schöner Ausdruck, aber er sagt alles.